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!Hola¡ (Santiago de Chile, sonnig bei 30 Grad)
Ushuaia die suedlichste Stadt der Welt oder auch 'El fin del Mundo' ist eine ziemliche Touristenmetropole und gar nicht so eine Blechhuettensiedlung am Ende des Kontinents, wie ich das erwartet habe. Feuerland, hier wo die Anden langsam im Meer versinken, ist ein in Anbetracht des Breitengrades ein eigentlich ersatunlich fruchtbarer Ort, mit vielen Waeldern, Wiesen und Seen(zumindest auf argentinischer Seite, denn die Chilenen haben auf ihrer Seite Feuerlands bereits schon vieles abgeholzt). Trotzdem sieht man der Vegetation das doch kalte und rauhe Klima hier an, denn nur das zaeheste Gewaechs kann hier bestehen ... wusstet ihr eigentlich, dass es auf Feuerland sogar Papageien gibt ? Feuerland wird im Norden durch die Magellanstrasse vom Festland getrennt und suedlich durch den Beagle Kanal (eine weitere Passage zwischen den beiden Ozenanen). Dieses Gebiet um den Kanal wurde frueher von Kanunomaden, den Yamana, bewohnt die mit kleinen Kanus in den Fjorden herumpaddelten und sich von dem ernaehrten was ihnen das Meer bot. Statt Kleider zu tragen, rieben sie sich mit Robbenfett ein, da die Kleider in diesem Klima nicht schnell genug trocknen wuerden und schnell zur Unterkuehlumg fuehren wuerde (steter Wind). Die Yamana benutzten kleine Feuer um fortwaehrend ihr Essen zu kochen sie hatten Feuer am Land unter ihren Unterstaenden auf den vielen kleinen Inseln und sogar im Kanu. Deshalb wurde das Land wohl von den ersten Entdeckern 'Feuerland' genannt.
Irgendwie wurden wir da unten aber nicht recht gluecklich und uns ueberkam irgendwie das 'Zipfelfeeling' was uns zur Flucht von dort veranlasste, weg vom Wind und aus der Sackgasse. Taetsaechlich war es nicht einfach nach Neujahr von Ushuaia wegzukommen doch am 5. Januar gelang uns die Flucht auf dem Landweg nach Punta Arenas und von dort per Flugzeug nach Puerto Montt.
Doch unser Reiseplan fuehrte uns nochmals suedwaerts, entlang der Carretera Austral. Dies ist eine Schotterstrasse entlang der Westkueste von Puerto Montt bis zum noerdlichen patagonischen Inlandeis. Die Strasse wurde zu General Pinochets-Zeiten durch die Wildnis geschlagen und sollte militaerischen Zwecken dienen, da es dem General ungeheuer war eine so lange Grenze mit Argentinien, entlang eines komplett unerschlossenen Landesteils, zu haben.
Die Strasse fuehrt entlag von Fjorden, mit Regenwald bewachsenen Haengen und endet in der Pampa im Sueden. Dazwischen liegen einsame Seen, verschlafene Doerfer mit Kraemerlaeden wie zu Pionierszeiten. Busfahren ist hier so Abenteuerlich wie Autostopp bsp. auf der Ladeflaeche eines Pick-Up's, da den Leuten die entlang dieser Strasse leben Geschaeftsinn ebenso fremd ist wie Fahrplaene, Kreditkarten oder Geldautomaten. Somit ist die Carretera Austral doch noch ein Erlebnis im Vergleich zum patagonischen Sueden, der der ourismusindustrie zum Opfer gefallenen ist. Wir hoffen, dass das Projekt die Carretera zu teeren scheitert und dieses eigenartige Stueck Welt so erhalten bleibt, denn die Tourismousindustrie hat auch hier bereits fussgefasst.
Mittlerweile haben wir die 'Suedflucht' fortgesetzt und sind wieder im Seenplateau noerdlich von Puerto Montt gelandet, dort wo all die kegelfoermigen Vulkane stehen.
Unseren vierten und letzten Trekk in Chile wollten wir hier am Vulkan Puyehue bei Osorno absolvieren, doch das Wetter spielte uns (eigentlich zum ersten Mal) so richtig uebel mit. Nach einem ierstuendigen, beinahe senkrechten Aufstieg ueber einen verschlammten Pfad im Vollregen durch den Regenwald, verbrachten wir die folgenden 22 Stunden im Zelt bei Dauerregen und Sturm. Zu sehen war nichts ausser Nebel und der Barometer fiel und fiel. Die Wasserlachen die sich ueber Nacht ums Zelt gebildet hatten und deren Wasser langsam unters Zelt zu rinnen begann, machte uns die Entscheidung leicht, unvollendeter Dinge, moeglichst schnell in die Zivilisation zurueckzukeheren. Mit einem guten Liter Wasser, der sich waehrend des Abstiegs im untern Teil der mittlerweile etwas laedierten Rucksackhuelle gesammelt hatte, erreichten wir, nass bis auf die Unterhosen (das einzige Teil das nicht Functionwear ist ;-), wieder den Kiosk am Parkeingang. Die dort ansaessige Familie lud uns zum Glueck zum Essen und Kaffee in ihre trockene Stube ein, bevor wir dann mit zwei Finnen, die ebenfalls vom Vulkan zurueckkehrten, in die Stadt zurueckkehrten. In deren Auto vergassen wir dann auch noch meine geliebte Regenjacke ... na ja zum Glueck nach dem Trekk. Somit ist das neue Ziel, ab jetz nur noch Orte ohne Regen zu bereisen. Das Wetter war dann wenigstens die naechsten Tage zum Glueck nicht viel besser, so dass wenigstens der Entscheid zum Abbruch richtig war. Aber schade wars schon, denn durch die karge, weite Vulkanlandschaft zu Trekken waere sicher etwas vom schoensten gewesen. Ausser Spesen also nichts gewesen !
Nun sagen wir Patagonien definitiv adieu. Der Teil Patagonien den wir gesehen haben, hat sich als nicht so wild entpuppt und das wilde unentdeckte Land ist meiner Meinung nach vorallem ein schoener Mythos. Jeder Meter, der nicht unter Naturschutz steht, wird bewirtschaftet bis hoch zur Baumgrenze. Die Wildnis die ich hier zu finden hoffte existiert sicher noch, aber dort wo keine Strasse und keine Fahrspur hinfuehrt (und keine Beschreibung im 'Loenly Planet' zu finden ist ;-)), jenseits des Patagonischen Inlandeises auf den tausenden von Inseln im Pazifik. Doch dort hin zu gelangen ist nur mit eigenem Boot oder Flugzeug moeglich und deshalb aeussert strapatioes fuers Budget.
Patagonien hat aber seinen speziellen Charme und Reiz, als das vom Wind geplagte Suedende des Amerikanischen Kontinents, als Land der Entdecker, mit seinen liebenswerten aber Teils sehr 'eigenen' Bewohnern(liegt wahrscheinlich am stetigen Wind).
Weiter gehts nun per Nostalgiezug von Temuco nach Santiago, als Zwischenstopp, und dann in den Norden zur Peruanischen-Bolivischen Grenze.
Hasta luego ... Chrigi und Billy