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2.Juli 2001 Hi guys (neben -G'Day mate- eine beliebte Begruessungsform ) Das letzte Mal als ihr von uns gehoert habt, waren wir in Tasmanien, haben dann aber wieder erfolgreich ans Festland uebergesetzt, wo wir von der Geschaeftigkeit und Konsumwut einer Metropole wie Melbourne schlichtweg ueberrollt wurden. O.K. Australien, selbst Sydney (4 Mio. Einw.), erschien uns im Allgemeinen sehr 'laid back' und ruhig, aber Tasmanien ist noch einmal ein Stueck entspannter. Ich behaupte, dass der durchschnittliche Tasmanier eher von einem Tasmanian-Tiger zerfleischt wird, als dass er an Herzinfark durch Stress oder Ueberarbeitung stirbt. Und ... O Wunder ... die Tasmanier leben nicht auf Baeumen und es herrscht dort auch keine Anarchie oder so ... Ach und uebrigens der tasmanische Tiger gilt seit den zwanziger Jahren als ausgestorben. So sind wir dann in die Wueste gefluechtet Richtung Red Centre und gute tausend Kilometer ausserhalb Melbourne hat 'unser' Australien wieder begonnen. Das oede, uebernutzte Farmland des Suedens wurde durch rote Erde, schroffe Bergketten und vielfaelltiges Buschland abgeloest. Es braucht etwas Zeit um diese unendlich scheinende Weite, karge und aride Lanschaft wirklich schaetzen zu lernen und sie nicht schlicht als langweilige Wueste oder Pampa abzutun. Faszinierend sind immer wieder die verschiedenartigen, eindruecklichen Gesteinsformationen, Zeugnisse einer Zeit der Erdgeschichte in der noch Kontinente entstanden und noch 'keiner' ueberhaupt auf die Idee kam ein Subjekt wie den "Menschen" zu erschaffen. Seither ist die Erosion unentwegt am Werk, Wind und Wetter formten pittoreske und bizarre Gebirgs- und Gesteinsformationen. Die wirklichen Schoenheiten des Outbacks liegen versteckt in den Bergen und Schluchten, wo man ploetzlich merkt, dass in dieser unwirtlichen Gegend ein reges und vielfaeltiges Leben existiert. Diese Oasen sind aber weit uebers Land verteilt und dazwischen ist oft viel 'Nichts'. Immer wieder haben wir uns gefragt, wie es die Aborigines in diesem weiten und grossen Land geschafft haben, all diese Oasen zu Fuss, ohne Trekkingschuhe, durch Spinifexgras, ohne Kompass oder GPS, unter gleissender Sonne, ohne Sonnenhut und -brille und begleitet von laestigen Fliegen zu finden. Wir haetten nicht gedacht, das Uluru (Ayers Rock), das Touristenmekka schlechthin, doch noch so eindruecklich sein kann. Die Besucherzahl belaeuft sich auf 400'000 pro Jahr, Tendenz steigend und doch ist man bei Sonnenuntergang alleine am Fuss des Berges (da sich alle in Reih und Glied auf dem Sunset-carpark draengen und vor dem Auto BBQ-Wuerste bruzzeln und ein Bierchen schnappen) - lucky us. Nicht minder spektakulaer ist 'Kata Tjuta' (die Olgas) eine Gebirgsformation 50 km von Uluru entfernt, die aus der endlosen und kargen Ebene ragt und somit ein Gegengewicht bildet zum maechtigen Uluru. Unweit Uluru ist das Resort Yulara, der einzige Ort wo Touristen in der Naehe des Nationalparks uebernachten koennen und von diversen Hotels mit Swimmingpools, mehreren Restaurants, Supermarket und Shoppingmall alles fuer den konsumfreudigen Touristen bietet. Ziemlich absurde Situation wenn man sich die Umgebung mal so bewusst macht. Wir lieben das australische Outback, weil man hier noch richtig 'raus' kommt in die Natur und dort auch mal fuer sich allein sein kann (ohne gleich uebrfallen oder abgestochen zu werden, wie in einigen anderen Laendern) und wo man die Ruhe, Kraft, Maechtigkeit und den Spirit des Landes, den Spirit der Aboriginal spueren kann. Diese Menschen bewohnten dieses Land seit ueber mehr als 40'000 Jahren als Nomaden und lebten wie alle Naturvoelker nach den strengen und kompromisslosen Gesetzen der Natur. Sie fuehrten (fuehren zum Teil noch heute) ein Leben, das dem unseren so fremd ist, in einem Land das sich von unserem so stark unterscheidet, dass wir am Anfang grosse Probleme hatten ihre Kultur, ihr Leben, ihre 'Religion' zu verstehen. Wir mussten erst unsere westliche Brille ablegen und versuchten ihr Land, ihr Leben mit ihren Augen zu sehen und mit ihrem Herzen zu verstehen. Dies ist gar nicht so einfach, da wir einfach zu stark von unserer eigenen Kultur gepraegt sind und da es auch schwierig ist, mit Aboriginal in Kontakt zu kommen. Buecher und Nationalpark-Broschueren geben auch nur einige Antworten auf all die Fragen die in uns aufkamen. Wir brauchten einige Zeit bis wir folgende Zitate zu verstehen glaubten: "Our Law is written in the Land. We can't change that Law. It last as long as the Land lasts." (Ngarinyin Lawmen) "Das Gesetzt steht im Land geschrieben und es glit fuer mich (Aboriginal People) genauso wie fuer dich (white fellaw), man kann das Gesetz nicht aendern." Wirklich gespuert haben wir dies wohl erst, als wir eingie Zeit 'draussen' waren. Obwohl wir das Rad erfunden haben und alles was darauf folgte, ist es heute noch genau so wie damals, als die Kontinente geschaffen wurden. Sowas spueren wir immer wieder dort draussen, zum Beispiel am Abend, wenn sich die Milchstrasse ueber den klaren Nachthimmel von Westen nach Osten erstreckt, die von der Sonne aufgewaermte rote Erde noch warm abstrahlt, ein leichter, kuehler Nachtwind durch die Buesche rauscht, die Grillen ihr Abendlied singen und wir mitten drin--- YOU CAN'T CHANGE THE LAW ! Solche Momente koennen wir wieder und wieder geniessen. O.K. man muss vielleicht noch erwaehnen, dass Australien den Vorteil bietet, dass man mit dem Auto an solche Orte gelangt und so das Spektakel aus dem bequemen Camping-Lehnstuhl mit einem Kaffe in der Hand geniessen kann ... Wir allerdings auch noch anfuegen wollen, dass wir sehr viel Natur auch zu Fuss erkundet haben ... ein Muss um das Land wirklich zu spuren. Zwei weitere Aboriginal-Zitate druecken so ziemlich genau das aus, was wir immer wieder erfahren und fuehlen, wenn wir 'draussen' in der Natur sind: 'Gehe mit klarem Verstand, offenen Geist und Respekt hinaus und das Land wird dich gut behandeln' 'If you respect the land, then you will feel the land...' Aboriginal people sehen sich als Teil des Landes und sind dazu da 'nach dem Land zu schauen' ihre Gesetzte und Religion (was untrennbar ist) ist in der Landschaft und den heiligen Staetten "niedergeschrieben". Zu Beginn hatten wir die Vorstellung vom Boomerang werfenden, Didgeridoo spielenden, Engerling essenden und Uluru verehrenden Urmenschen, so einem Einheitsaboriginal halt. Bei Ankunft der Europaer (begin 1800) schaetzt man die Aboriginal Population auf 300'000 die ueber 250 verschieden Sprachen sprachen. Die verschieden Staemme sind in ihrer Kultur sehr unterschiedlich, teilen aber die gemeinsame Basis der 'Dreamtime'. Die Versionen der Schoepfung scheint in den verschiedenen Regionen Australiens zu varieren, aber immer wieder trifft man auf gleiche Elemente und Aussagen. Handel und Austausch hat offenbar auch zwischen den verschiedenen Gruppierungen statt gefunden. Je laenger je mehr haben wir die Komplexitaet und Ausgereiftheit ihrer Gesellschaft- und Lebensart, den Umfang ihrer Wissenschaft und die Kenntnis ueber Land, Natur und Leben erkannt. Angestanden sind wir dann im speziellen bei ihrer Spiritualitaet, die mit unserem Background und unserem Denken schlicht nicht begreiffbar scheint, aber offenbar DIE Grundlage ihres gesamten Wesens, Denkens und Handeln ist. So koennen wir uns nur damit behelfen, dass da draussen mehr sein muss ... (siehe weiter unten 'the Big Picture') ... aber bis jetzt konnten wir die Tuere die zu diesem Geheimnis fuehrt nur einen winzig kleinen Spalt oeffnen. (wahrscheinlich beginnt der Weg bei -- you can't change the law ... ) Die ganze Aboriginal Problematik ist sehr komplex, vor allem auch seit 'white man came' und zaehlt nicht gerade zum Lieblingsthema der weissen Australier. Billy begann ein sehr reges Interesse fuer diese Kultur zu entwickeln und kaempfte sich durch mehrere Buecher, um einen Einblick ins Denken und Handeln der Aboriginal zu bekommen. Die Kontroverse zwischen unserer westlichen Kultur und einem Naturvolk lieferte uns viel Stoff fuer Diskussionen und regte unsere entspannten Gemueter zum ernsthaften Nachdenken an. Wir realisierten bald wie wir mit unserem Background und Denken einfach an eine Grenze stossen und vor allem die spirituelle Komponente wahrscheinlich nie wirklich verstehen werden koennen. Was uns bald aufgefallen ist, und das kann selbst der rationalste Wissenschafter nicht uebergehen, dass alle Naturvoelker egal ob in Sibirien, Groenland, den Anden, auf Polynesien, im tiefsten Schwarzafrika oder in den Regenwaeldern des Amazonas, Gemeinsamkeiten aufweisen im 'Wissen' ueber den Lauf der Dinge und die Spielregeln des Universums --- was wir als 'the Big Picture' ansehen ... wir sind uns sicher, dass der westliche Mensch, der Wissenschaft und Religion resp. Spiritualitaet so konsequent trennt, weder mit Hilfe von Elektronenmikroskopen noch mit Radioteleskopen jemals begreiffen wird, was wirklich 'abgeht'. Da ist einfach mehr da draussen ... (das ist uebrigens der Genuss am langen Reisen, man hat den Kopf endlich frei zum Nachdenken und Philosophieren). Interessant war auch die Feststellung, dass uns die Urvoelker wegen ihrer Romantik faszinieren. Wir lieben die Vorstellung wie sie im Einklang mit der Natur leben, in den unmoeglichsten Klimaverhaeltnissen uebrleben koennen, singend ums Feuer tanzen und mit Pflanzen und Handauflegen heilen koennen. Dabei vergessen wir gerne, dass ihr Ueberlebenskonzept aber auf knallharter Selektion und absoluter Gesetztestreue basierte und Missachtung rigoros bestraft wurde. Wir hatten dann auch eine heftige Diskussion darueber, ob die Aboriginal bessere Menschen waren (sind) als wir, da trotz allem ihr traditionelles Leben im Einklang mit der Natur und ihr Zusammenleben sehr sozial und harmonisch zu sein scheint. Doch dann erkannten wir, dass diese Lebensform einfach absolut notwendig war, um das Ueberleben der Gruppe und somit das Weiterbestehen des Stammes in diesem unwirtlichen Lande zu sichern. Bei uns kann sich ein Mensch auch ein Dach ueber dem Kopf sichern und sich im Supermarkt mit Essen eindecken, wenn er ein Natursuender oder asozial ist. Das nimmt dann viel von der 'Indianerromantik' ... aber das Konzept scheint aufzugehen zumindest ueber 40'000 Jahre und das Nomadentum macht den Anschein die einzig naturvertraegliche Lebensart zu sein.(Unsere Wissenschaft schaetzt die Existenz des 'modernen Menschen' uebrigens zwischen 100'000 bis 200'000 Jahre) Das kurzfristige Denken und Handeln das scheinbar in allen Menschen, ob schwarz oder weiss, fest und tief sitzt und sich am Ende doch immer ueber den Verstand hinwegsetzt, scheint eines der Hindernisse zu sein die unserer Zukunft im Wege steht. Ist dieses Denken das 'von der Hand in den Mund' leben ein Ueberbleibsel der Nomadenzeit? Wurden wir also urspruenglich fuer dieses Leben designt? Schliesslich gelangten wir dann zu einer Schluesselfrage : "Was war schliesslich wirklich der Grund, der unsere Vorfahren dazu brachte sesshaft zu werden und dass das Bewusstsein des "you can't change the law" verloren ging ?" Nach dem Red Center gings weiter nach Darwin wo unsere Tropentauglichkeit wieder einmal unter Beweis gestellt wurde ... wie haben wir dies nur 8 Monate im tropischen Mittelamerika ausgehalten ... schwitz ... Wir verlaengerten in Darwin unser Visa fuer Australien, um das schoene Wetter, den klaren Sternenhimmel, die viele Natur, die roten Felsen, die Kultur der Aboriginal und die Weite noch laenger geniessen zu koennen. Nun befanden wir uns auf den Spuren unserer Reise vor 9 Jahren und merkten bald, dass wir die Erinnerung besser so behalten, wie wir sie hatten, denn Australien hat einen gigantischen Tourismusentwicklungsschub erhalten und vieles hat sich veraendert. So suchten wir nach einer grossen Enttaeschung nur noch Orte auf die wir noch nicht kannten. Irgendwann auf dem Weg nach Perth, begann dann die Abloesung von Australien und die Zeit war reif um weiter zu ziehen. Nach fast acht Monaten down-under lernten wir viele Seiten der Aussies zu schaetzten, andere brachten uns zum Schmunzeln und einige wenige gaben uns zu denken. Wir schaetzten an den Aussies vor allem ihre Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gelassenheit(ich wurde beispielsweise nie angehupt, wenn ich mit unserer 'DeeDee', mangels Servolenkung, das enge Parkhaus voruebergehend blockierte), dass sie die Menschen weniger nach ihrem Aeusseren be- und verurteilen zu scheinen und der Budgettraveller die selbe Customercare wie der Safari-Tourist erhaelt. So fuehlten wir uns also auch im fleckigen T-Shirt und loechrigen Hosen als Mensch. O.k. das liegt vielleicht auch daran, dass hier jemand der weisse Tennissocken in Halbschuhen traegt, schon beinahe als Fashionfreak bezeichnet werden kann. Schilder an Pubeingaengen 'No shirt-no shoes-no service' sprechen wohl fuer sich. Uebrigens, OzE-Fashion-Trend ... Millimeterscnitt+ZZ-top Bart+ schwarze Sonnenbrille +Schirmmuetze +kurze, dunkelblaue Shorts und Workmanboots natuerlich. Zu den Eigenheiten der weissen Australier gehoerte der scheinbar innere Zwang zum Smalltalk. Zum Beispiel: "schoenes Wetter heute", obwohl das Wetter schon seit Wochen schoen war, "woher kommt ihr", "wohin geht ihr". Dabei nehmen sie keine Ruecksicht darauf, ob du gerade am Kochen oder Essen bist oder die Zahnbuertse im Mund hast. Sie koennen es einfach nicht lassen an dir vorzubeigehen, ohne irgendeine belanglose Bemerkung fallen zu lassen. Australien ohne Uluru, Kaenguruhs und vor allem ELEKTRO oder GAS BBQ waere unvorstellbar. Diese BBQ-Dinger stehen an den unmoeglichsten Orten zur Verfuegung und auf der heissen Stahlplatte bruzzelt das Steak oder die Wurst noch in den Fettresten des Vorgaengers. So entsteht ein OzE-BBQ Einheitsgeschmack. Vielleicht sind wir etwas heikel, wir haben dann jeweils auf einer Alufolie gebraten und uns natuerlich extrem als Touristen geoutet. Womit wir uns allerdings bis am Schluss nicht anfreunden konnten war die Marottte, dass Aussies mit ihren 4WD's am Strand entlang 'cruisen' und im Nationalpark Generatoren, Neonlicht, Radio und Fernsehen laufen lassen. Nun sind wir fast acht Monate down-under, haben 30'000 Kilometer zurueckgelegt, drei Reifen abgefahren und den Motor unserer 'DeeDee' ueber seine 400'000 Kilometer Grenze begleitet ... Nun sind wir also in Perth ! Hier begannen wir damals (Juni 1992) unsere erste 'grosse' Reise (5 Monate) und auf genau jener Reise kamen wir auf den Geschmack der grossen Freiheit. Damals beschlossen wir irgendwann ein 'groesseres' Reischen zu machen - und da sind wir also wieder, genau 9 Jahre spaeter schliesst sich der Kreis. Nun geht es zum Glueck noch nicht nach Hause sondern wir brechen auf zu neuen Ufern und fliegen morgen nach Miami von wo aus wir wahrscheinlich noch einen Abstecher auf Yucatan (Mexico) planen. 640 Tage ... Ain't nothing gonna break our stride ... we've got to keep on movin ... No worries Chrigi und Billy Noch ein Nachtrag zu den Aboriginal People :
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Zulu Website-Assembler v2.1.8 Version vom 2006-04-25 23:17:09 |